Über mich

Inge Lovcik

OHNE TITEL – ein Programm


Linde Spiluttini zeichnet und malt seit ihrer Kindheit. Ein kunstfreundliches familiäres Umfeld und die wohlwollende, aufmerksame Begleitung ihres Zeichenlehrers in der Schule begünstigten ihre künstlerische Entwicklung und die ausgeprägte Liebe zur Kunst.
Malen blieb ihr Hobby während der beruflichen Tätigkeit als AHS-Lehrerin, und durch Kurse in Hollersbach, Goldegg, Zakynthos und vor allem an der Salzburger Sommerakademie eignete sie sich die Techniken des Radierens, Aquarellierens bis hin zur Acrylmalerei an.

Seit sie sich aus dem Berufsleben zurückgezogen hat, nimmt die Malerei einen breiteren Raum in ihrem Leben ein. Schon einige Jahre zuvor hatte sie sich vom Aquarell verabschiedet und der Acrylmalerei zugewandt, aus dem Bedürfnis heraus, sich mit kräftigeren Farben auf größeren Formaten auszudrücken. Damit verbunden war die Herausforderung, eine neue Bildsprache zu entwickeln

Wenn Bilder im „inneren Auge“ entstehen, wachsen und verändern sie sich, bis sie die Malerin verpflichten, sie aus der abstrakten Gedankenwelt ins Konkrete zu übersetzen. Hier beginnt für Linde Spiluttini der Dialog zwischen Fläche und Raum, Farbe und Licht, Dynamik und Ruhe. Tagelang, über Wochen hin wird gearbeitet, hervorgehoben, übermalt, nach Struktur geforscht – solange, bis der Punkt erreicht ist, wo sie sagt: „Jetzt passt’s!“. Das ist immer dann, wenn ihre Malerei die Ausgewogenheit im Bild erreicht hat. Wenn Kontraste aufeinander bezogen sind, wenn Raumtiefe dem Betrachter einen Rückschluss auf die Bildzeit erlauben, wenn die Spannung im Bild nicht mehr gesteigert werden kann.

Für Linde Spiluttini ist Kunst immer ein Ort der Begegnung. Ihre Leidenschaft ist die abstrakte Darstellung, die aus dem Unbewussten entsteht und unterschwellig wirkt. Diese Bilder drücken immer etwas Eigenes aus und treffen, wenn sie „ankommen“, auf Verwandtes im Betrachter.

Bildtitel gibt es kaum, höchstens in Klammern gesetzte „Bezeichnungen“, um das Sprechen über die Werke zu erleichtern. „Ohne Titel“ ist für den Leser der Farben ein Freifahrschein zu dessen individuellen Assoziationen und Emotionen. Die Malerin will ihn nicht bevormunden, keine mahnenden Botschaften übermitteln, auch nicht „zum Denken anregen“, sondern die Möglichkeiten der Interpretationen offen lassen. Ihre persönlichen Ausdrucksweisen tragen viel von „allgemein menschlichen Daseinsinhalten“ (Rudolf Arnheim) in sich. Deshalb wecken sie im Idealfall im Betrachter Emotionen und Assoziationen verschiedenster Art. Man muss überhaupt nicht erraten, ob sich ein Gegenstand im Bild verbirgt, was es für die Malerin bedeutet, was das Entstehen des Bildes ausgelöst hat. Der Anlass für das Werk mag verborgen bleiben – wichtig ist die individuelle Rezeption, die Freude des Betrachters, das berührt Werden. Einmal in Spiluttinis Bilder hineingeschaut um zu sehen, eröffnet eine eigene innere Welt, die man vielleicht ohne diese Malerei nie entdeckt hätte.

Mögen sich zahlreiche Betrachter einlassen auf die Entdeckungsreise durch die Vielfalt der Farben zur Vielfalt im Dasein des eigenen „Ich“.

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Astrid Fürhapter-Royer

Irgend etwas löst da eine Resonanz aus

Laudatio anlässlich der Ausstellung in der Galerie KG Freiräume, Hallein

Mai 2015

 

Die Liebe zur Malerei entdeckte Linde Spiluttini schon in ihrer frühesten Kindheit. Sie zeichnete, malte, schlug dann aber eine andere Richtung ein, wurde AHS-Lehrerin, Übersetzerin und Psychologin.

Sie verlor niemals die Liebe zur Malerei. So besuchte sie als Zuschauerin Ausstellungen in aller Herren Ländern, bis sie 1975 zurück zur aktiven Malerei kam. Sie begann mit Aquarellen und Radierungen. In Griechenland hat sie damit angefangen. Es ging ihr dabei aber nicht um die Reproduktionen von Landschaften, sondern um etwas zu sehen, das gesehen werden will. Irgend etwas löst da eine Resonanz aus und sie sagt: „Die Auswahl des Motivs ist der erste kreative Akt und das Urpersönliche, es hat mit einem selbst zu tun.“

Ende der 1990er Jahre wendete sie sich der Acrylmalerei zu. Sie erzählt mir über weitere Zugänge zur Malerei:

Manchmal drückt man etwas aus und weiß nicht was. Es gibt Bilder, die erschließen sich im Laufe des Malens, manche auch später. Sie sagt:“ Es ist nicht so, dass etwas im Leben passiert und ich denk mir, jetzt male ich, dann verarbeite ich das.“ Nein, sie malt einfach und später kann es passieren, dass sie vor dem Bild steht und denkt: „Eh klar, da ist ja das und das passiert!“ Einige entstehen aus ihr spontan. Andere sind inspiriert von anderen Dingen wie Bilder, Fotos, Gegenständen…

Von allen Kursen, die sie im Laufe ihres Lebens besucht hat, hebt sie Bogdan Pascu heraus. „Technisch hab ich viel von ihm gelernt“, meint sie, „anhand der Technik gibt es Impulse, da entzündet sich die Phantasie.“

Einen Satz hat sie gesagt, über dessen Auswirkung ich noch einiges sagen werde: “Kunst betrachten bedeutet Begegnung“. Und ich lasse mich darauf ein:

Mit leisem Schritt gehe ich von Bild zu Bild und plötzlich verschwinden sie. Da ist ein helles, loderndes Nest inmitten der Finsternis, ja, es gibt Trost. Dann liege ich auf dem Rücken und betrachte den Himmel. Mein Herz ist fröhlich, ich will verweilen, aber mich lockt das nächste; hier versinke ich in den Farben, auch da will ich nicht raus, es erfrischt; im Bild sehe ich eine Frau, die vor Ehrfurcht die Knie beugt, am liebsten würde ich es ihr gleich tun. Das nächste Bild strahlt Ruhe aus. Fast alles ist weiß, meine Augen können rastend schauen. Zuletzt stehe ich vor zwei Bildern. Beim einen fühle ich mich als reife, elegante Dame, die vieles gesehen hat und in sich ruht, beim anderen als frisches, junges Mädchen, rosig, die vieles noch vor sich hat. Dabei bin ich vor und zurück gegangen und hab diese Zeitsprünge genossen. Und so bedanke ich mich bei Linde Spiluttini für diese Zeit (ich weiß nicht wie lange ich da war, es war zeitlos).

 

 

 

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